Geschichte des Raddampfers Kaiser Wilhelm

Das Schiff wurde von der Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft AG in Dresden-Neustadt 1899-1900 gebaut, Bau-Nr. 386. Auftraggeber war die Oberweserdampfschifffahrt des Wesermühlenbesitzers F.W. Meyer in Hameln. Der Stapellauf erfolgte nach bisherigen Erkenntnissen am 20.5.1900. Leider sind davon keine Fotos, Zeitungsberichte oder sonstige Dokumente vorhanden.

Nur im Jahr 1904 fuhr der KAISER WILHELM mit einem Sonnensegel auf dem Oberdeck. Auf dem Fotoausschnitt ist sehr gut der Steuerstand sowie die vorübergehend aufgebauten 2 kleinen Windhutzen und der Kombüsenschornstein zu erkennen. Die Schiffsfarben wurden zwischenzeitig geändert.

Auf der "Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft - Übigau" wurde der KAISER WILHELM 1910 in 3 Stücke getrennt durch herausschlagen der senkrechten Bordwandnietung. Die Trennung war etwas vor dem Maschinenschott, heute noch an den restlich verbliebenen Nietreihen in der Kombüse zu erkennen, und nach dem Schott hinter dem Kesselraum. Vor- und Achterschiff wurden dann vom Mittelteil weggezogen und in den Zwischenraum jeweils eine 5m lange Sektion, Blechplatte für Blechplatte eingebaut, dies alles ohne Kran!

Im Originalzustand war das Beiboot für wenige Jahre achtern positioniert. Man hat es auf das Vorderdeck versetzt, da es sich wohl bei Anlegemanövern am Achterschiff und außenbords hängend als störend erwiesen hat. 

Die Backbordansicht des Schiffes dokumentiert ebenfalls den Umbau der einzelnen Schiffsräume während der Verlängerung 1910, siehe z.B. den schlanken Schornstein achtern auf dem Bb.-Radkasten, dort befand sich damals die Kombüse. Nach der Verlängerung 1910 befindet sich die Kombüse bis heute an Steuerbord.

Auf nebenstehendem Bild sieht man das mit dem Niedergang (vergleiche vorheriges Bild) vorgezogene Vorderschiff. Das abgesetzte Vorschiff, Bauzustand von 1900, ist auf Deckshöhe hochgezogen und mit einem Fenster versehen worden. Es wurde in eine Kammer für 4 Personen umgebaut die heute noch zu erkennen ist. Zwischenzeitlich wurde aber das vordere Fenster durch ein Bullauge ersetzt, ebenso wurden sämtliche geteilten Fenster an der Bordwand durch einteilige ersetzt.

Bedingt durch die Verlängerung wäre die vorhandene manuelle Ruderbetätigung zu schwerfällig geworden, weshalb eine dampfbetriebene Rudermaschine eingebaut wurde, die heute noch an Bord ihren Dienst verrichtet. Jetzt wurde auch ein hölzernes Ruderhaus auf dem Oberdeck aufgebaut, auf dem Foto noch nicht zu sehen. Das vom Bauzustand abgesetzte Heck blieb vorerst so erhalten und wurde erst später der Deckshöhe angeglichen.

Nach den Umbauten fuhr der KAISER WILHELM über die Nordsee zurück in sein Weserrevier und zum dritten Mal an Lauenburg vorbei. Welcher Lauenburger hätte damals je gedacht, dass er dieses Weserschiff nach 60 Jahren wieder sehen würde und dann noch mit Heimathafen "Lauenburg“.

KAISER WILHELM vor der Brücke zwischen Lauenförde und Beverungen mit Blick auf Beverungen (die Brücke wurde im 2.Weltkrieg zerstört).
Hier ist das Schiff in seinem Originalzustand nach der Verlängerung von 1910 zu sehen.

Nach der Wiedervereinigung unternahm der KAISER WILHELM am 6. / 7. Juli 1991 eine Wochenendfahrt über Hitzacker nach Schnackenburg. Am Sonntag ging die Fahrt weiter nach Wittenberge. Der KAISER WILHELM war das erste West-Passagierschiff, das nach der Wende Wittenberge anlief. Es war ein großartiger Empfang, der Deich war voller Menschen.

Für die Wittenberger wurde eine Rundfahrt unternommen, das Schiff war ausgebucht.