Vereinsgeschichte

Am 11.November 1967 lud das „Gründungskommitee“, bestehend aus den Herren Dr. Ernst Schmidt, Werner Hinsch und Helmut Kiehn, zur Gründungsversammlung in die Gaststätte „Schifferbörse“.
Etwa 60 Interessierte aus Schifffahrtskreisen hatten sich eingefunden. Sie wählten Kapitän Rudolf v.d. Heyde aus Lauenburg zum ersten Vorsitzenden. Er war viele Jahre als Kapitän auf den großen Radschleppdampfern der Reederei L&P Burmester gefahren und genoss in der Schifffahrt hohes Ansehen. Dieses spiegelte sich nicht nur in der Entwicklung der Mitglieder wider, sondern auch bei den vielen folgenden Aktivitäten des Vereins.

Bereits ein Jahr nach Gründung trumpfte der Verein mit der Veranstaltung des LAUENBURGER ELBSCHIFFAHRTSTAGES auf! Diese Fachveranstaltung der Elbschifffahrt fand infolge in zweijährigem Rhythmus bis 1994 in Lauenburg statt. Sie zog ein breites Publikum aus Politik, Schifffahrtsfachkreisen, Historikern und an der Schifffahrt Interessierte aus ganz Europa an. Es fanden wichtige Fachsymposien zur damaligen Situation der Elbschifffahrt und deren Geschichte statt. Eine große Schiffsparade mit bis zu 28 Binnenschiffen verschiedener Typen auf der Elbe vor Lauenburg sowie die Besichtigungsmöglichkeit der Schiffe bildete eine exzellente Öffentlichkeitsarbeit.

Neben diesen Großveranstaltungen kam die Förderungsarbeit für das Elbschiffahrtsmuseum niemals zu kurz. Im Jahre 1969 entstand durch die Beschaffung der oszillierenden Dampfmaschine des Prager Personendampfers HRADCANY die laufend erweiterte Maschinenabteilung des Museums. Die chronologischen Sammlung von Schiffsantriebsmaschinen vom Dampfer zum Motorschiff, von 1855 bis heute, ist ein Glanzstück der Ausstellung.

Eine weitere Attraktion war das Eintreffen des damals ältesten aktiven Raddampfers der Bundesrepublik, KAISER WILHELM, am 25. Oktober 1970 in Lauenburg!
Der Verein betrat mit der „Ersten Deutschen Museumsdampferlinie“ in der Schifffahrtsgeschichte absolutes Neuland, was zunächst viele Kritiker hatte. „Das ist Museumsarbeit im Maßstab 1:1“- so der Vorsitzende v. d. Heyde.
Aber bereits im ersten Betriebsjahr 1971 konnten 3500 Fahrgäste gezählt werden. Der Dampfer hat sich bis heute einen europaweiten Freundeskreis geschaffen. Die erheblich gestiegenen Besucherzahlen sind das Lob für die umfangreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten der Vereinsmitglieder an Bord des Dampfers. Heute ist das Schiff als „Geschichtliches Kulturdenkmal“ anerkannt.

Ab Mitte der 1970er Jahre begann der Verein mit dem weiteren in der Satzung festgeschriebenen Aufgabenbereich: Forschung und Archivierung. Erfolgreiche Verbindungen zum gerade neu entstandenen „Deutschen Schiffahrtsmuseum“ in Bremerhaven bildeten die Grundlage einer bis heute bestehenden Zusammenarbeit.
Es entstanden erste archivarische Sammlungen. Diese hatten innerhalb von 10 Jahren derart an Umfang zugenommen, dass 1984 der amtierende Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Jedeck, und Lauenburgs Bürgermeister Hauke Matthießen, die wohl wichtigste Vereinbarung zur Etablierung eines Schiffahrtsarchivs unter Federführung des Vereins im separat angemieteten Gebäude in der Elbstraße 141 trafen. Das Archiv ist heute mit seinen umfangreichen Beständen an technischen Zeichnungen, Büchern, Archivalien und Fotos zu den mitteleuropäischen Wasserstraßen, insbesondere der Elbe, federführend in Deutschland.

Daher war es dann auch nahe liegend, dass der Verein zusammen mit dem Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven 1976 zur Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft der Museen und Archive zur Binnenschiffahrtsgeschichte“ aufrief. Dieser gehören bis heute 18 Institutionen in Deutschland und der Schweiz an. Hier erfolgt nicht nur gegenseitiger Gedankenaustausch, sondern auch Vermittlung von Sonderausstellungen, übergreifende Dokumentation der Fachliteratur und Austausch von Materialien.

Ein weiterer Schwerpunkt begann schon 1969 (!) in Form einer Zusammenarbeitet mit dem „Arbeitskreis historischer Schiffbau“. Diese zeichnet sich bis heute durch drei Fachtagungen in Lauenburg und dann 1999 durch die Übernahme der Präsidentschaft durch den Lauenburger Museums- und Archivleiter aus.

Durch wissenschaftliche Aufgabenstellungen in Bremerhaven geprägt, startete der Verein 1988 sein erstes großes Forschungsprojekt „Flößerei auf der Elbe“, dem weitere kleine folgten.

Das Zusammentreffen mit maßgeblichen Angehörigen der Familie SACHSENBERG 1986 initiierte neue richtungweisende Aufgaben. Zunächst entstand eine Dokumentation der markanten „Raddampfer-Schiffswerft“ in Rosslau an der mittleren Elbe inform von historischen Zeichnungen und Fotos. 1993 begann ein neues umfangreiches Forschungsprojekt: „Die Entwicklung der Tragflügelboote in Deutschland“ in Rosslau und Hamburg - Harburg.

Aus allen Projekten sind einmalige Schriften im Selbstverlag des Vereins entstanden. Dazu gehören auch die „Lauenburger Hefte zur Binnenschiffahrtsgeschichte“, deren Aufgabe es ist, kleinere aber bedeutende Episoden der Elbschifffahrtsgeschichte festzuschreiben, die anderenfalls für immer verloren gehen würden. Bis heute sind 5 Buchveröffentlichungen und diverse Hefte erschienen!

Trotz aller eigenständigen Tätigkeiten des Vereins ist nie die im Namen festgeschriebene Aufgabe „Die Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums“ außer Acht gelassen worden. Die 1969 begonnene Sammlung von Schiffsmaschinen, deren Einbau und spätere Wartung und Vorführung war der eine Bereich; die Beschaffung von Ausstellungsexponaten wie Schiffsmodelle und Originalteile des Schiffsbetriebes der andere. Ergänzend hat der Verein eine umfangreiche Sammlung von Gemälden und Grafiken zur Elbe und deren Schifffahrt zusammengetragen.
Somit war es auch möglich, die 1984 vom damaligen Museumsleiter, Jacob Kron, initiierte Darstellung von Einzelthemen in Sonderausstellungen zu erarbeiten. Viele derartige Ausstellungen wurden aus Mitteln des Vereins erstellt oder aus Leihgaben anderer Institutionen vermittelt.
Stellvertretend für die mehr als 15 Sonderausstellungen soll hier nur auf die gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt Lübeck-Herrenwyk erstellten vier Ausstellungen zur Kanalgeschichte zwischen Lauenburg und Lübeck und die vom Verein erarbeitete „Bellingrath-Ausstellung“ zum 100. Todestag des „Managers der Kettenschiffahrt“ hingewiesen werden. Letztere Ausstellung wurde auch in Dresden und Magdeburg als Wanderausstellung gezeigt.

Basis aller Aktivitäten ist bis heute der ehrenamtliche Einsatz aller Mitarbeiter sowohl an Bord des Dampfers KAISER WILHELM als auch im Archiv- und Forschungsbereich! Ohne diesen wären alle Arbeiten des Vereins nicht möglich! Wichtigster Faktor der Betätigung ist der vereinseigene Museumsdampfer. Er schafft nicht nur eine finanzielle Basis der Vereinsaufgaben, sondern ist zugleich ein europaweites Aushängeschild der Aktivitäten in Lauenburg. Dafür wurde der Besatzung im Jahre 2000 der „Lauenburger Rufer“, die höchste Auszeichnung der Stadt, verliehen.

Rückblickend kann festgehalten werden, dass der im Übrigen völlig unabhängige Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums e.V. seine in der Satzung festgeschriebenen Aufgaben über alle Maßen zielgerecht und erfolgreich gelöst hat.

Ziele des Vereins - auszugsweise:

  • Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums und anderer binnenschifffahrtsgeschichtlicher Einrichtungen

  • Wissenschaftliche Erforschung der Geschichte der Binnenschifffahrt, insbesondere der Elbschifffahrt

  • Sammlung, Sicherung und Zusammenfassung von Forschungsmaterial

  • Veröffentlichung der Forschungsergebnisse

  • Pflege der Beziehungen zu Museen, Institutionen, Vereinigungen, Behörden und anderen Einrichtungen

  • Einsatz des Dampfers KAISER WILHELM

Die nahezu 500 Mitglieder, welche zu 60% weit außerhalb Lauenburgs wohnen, sind neben den vielen Sponsoren Bestätigung und Garant zugleich. Die Lauenburger Aktivitäten – und damit auch die Stadt Lauenburg selbst – rücken somit in einen weit überregionalen Mittelpunkt.
Der Verein ist in diversen wissenschaftlichen Institutionen und Forschungsgruppen vertreten.

Mit dem KAISER WILHELM war und ist er Vorreiter einer Museumsschifffahrt, deren Nachahmung heute an vielen Standorten versucht wird.

Möge es gelingen, alle richtungweisenden Arbeiten des Vereins zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums e.V. auch zukünftig durchzuführen! Dieses muss auch unter heute anderen schwierigeren Verhältnissen das erklärte Ziel bleiben.